Nachlese: Österreichische Solarpreisverleihung 2024 am 05.10.2024 in Langau bei Geras

Die Österreichische Solarpreisverleihung 2024 von EUROSOLAR AUSTRIA fand am 05.10.2024 in Langau (bei Geras) statt. Die Veranstaltung wurde unterstützt vom Klima- und Energiefonds, dem Land NÖ, der Marktgemeinde Langau und dem Waldviertler EnergieStammtisch. Der Grundstein für die Zusammenarbeit für diese Veranstaltung wurde bei der Solarpreisverleihung 2022, bei dem die Marktgemeinde Langau selbst mit dem Preis in der Kategorie „Städte und Gemeinden oder Stadtwerke“ ausgezeichnet wurde, gelegt.

Mit Linsen mit/ohne Speck oder Lupinenkaffee – beides direkt aus Langau – startete die Solarpreisverleihung 2024 mit regionalen Lebensmitteln zur Stärkung der Gäste, die u.a. aus Graz und Gerlos anreisten.

Im Rahmen der Begrüßung durch Bgm. DI Daniel Mayerhofer von der Marktgemeinde Langau berichtete er auch kurz von zentralen Energieprojekten wie der Kläranlage mit 230 kWp Photovoltaik und 100 kWh Batteriespeicher und der Fernwärmegenossenschaft, die seit mehr als 2 Jahrzehnten aktiv ist und so für regionale, erneuerbare, preiswerte Wärme sorgt.

Danach überbrachte Abgeordneter zum Nationalrat Ing. Martin Litschauer und Vorstandsmitglied von EUROSOLAR AUSTRIA die Grußadresse von BM Leonore GEWESSLER mit Dank und Anerkennung für die Preisträger und die Arbeit von EUROSOLAR.

Er umriss in seinem Grußwort kurz, welche großen Projekte im Bereich Energiewende und Klimaschutz in den letzten 5 Jahren, insbesondere auf Bundesebene auf Schiene gebracht wurden:
Dies geht vom Ende der Kohleverstromung bis zur erfolgreichen Verhandlung des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (kurz EAG) mit der EU-Kommission.

Zentrale Elemente des EAG sind das Ziel einer 100 % erneuerbaren Versorgung, Investzuschuss bzw. Marktprämie sowie die ganz neue Option via Energiegemeinschaften Strom zu teilen bzw. zu tauschen. Er berichtete, dass Österreich im Bereich Energiegemeinschaften inzwischen als Vorreiter in ganz Europa gilt und auch über das dynamische Wachstum bei Photovoltaik mit einer Verdopplung der installierten Leistung auf inzwischen über 6 GWp und die Realisierung von rund 800 MW Stromspeicher.

In Vertretung von Landeshauptfrau Johanna MIKL-LEITNER nahm Abgeordneter zum NÖ Landtag Ing. Franz Linsbauer teil und betonte den großen Anteil von Niederösterreich an der erneuerbaren Stromproduktion in Österreich. NÖ trug 2023 mit 4,8 Mrd. kWh Windstrom, 2,1 Mrd. kWh Photovoltaik und 7,1 Mrd. kWh Wasserkraft wesentlich zur erneuerbaren Produktion bei.

Als langjähriger Bürgermeister von Langau berichtete er nicht nur, dass man hier bei guter Fernsicht die Dampfwolken der Kühltürme des Kernkraftwerkes Dukovany sehen kann, sondern auch dass im Rahmen der extremen Regenfälle Mitte September durch gute Arbeit an beiden Seiten der Grenze die Schäden durch Überschwemmungen in einem überschaubaren Rahmen gehalten werden konnten. Er schloss mit dem Hinweis, dass es für die Energie-Versorgungssicherheit Österreichs noch weitere Schritte braucht und hier insbesondere die verstärkte Nutzung von Windkraft sich anbietet und ganz wesentlich ist.

Als nächster war Wolfgang HEIN MR i.R. und Vorsitzender EUROSOLAR AUSTRIA an der Reihe mit seinem Grußwort. Er bedankte sich bei allen, die die Veranstaltung ermöglichen, insbes. beim Klima- und Energiefonds, dem Land NÖ, der Marktgemeinde Langau und dem Waldviertler Energiestammtisch und freute sich über das Gelingen einer langjährigen Kontinuität: „Eurosolar Austria wurde 1989 gegründet und vergibt seit 1994, d.h. seit 30 Jahren Preise an innovative Projekte und engagierte Personen!“

Gottfried Brandner MSc, Gründungsmitglied des Waldviertler EnergieStammtisches, nahm Bezug auf die Demonstrationen an den Grenzübergängen in NÖ im Vorfeld der Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Temelin im Herbst 2000 und die darauffolgende Gründung des Waldviertler EnergieStammtisches als niederschwellige Plattform für Erneuerbare Energie, bei deren Treffen z.T. in Kombination mit Besichtigung monatlich zwischen 8 und 100 Personen dabei sind.

Der letzte Stammtisch fand am 5. September als grenzüberschreitender Termin in Dallein bei Geras statt, bei dem eine innovative Agri-Photovoltaik besichtigt und das Thema danach von Vortragenden aus Österreich und Tschechien aufbereitet wurde. G. Brandner ging auch auf die Anti-Atom-Aktivitäten des EnergieStammtisches ein, die z.T. mit Unterstützung der Anti-Atomkoordination des Landes Niederösterreich durchgeführt werden.

Martin Schuster, Direktor der NÖ Bau- und Siedlungsgenossenschaft und Vorstandsmitglied EUROSOLAR AUSTRIA, erinnerte in seinem Grußwort auch daran, dass Organisationen wie Eurosolar wichtig sind und besonders wichtig in Phasen, wenn es Erinnerung an die Energiewende braucht.

Milan Smrz, Gründungsvorsitzender von EUROSOLAR Tschechien, beschrieb in seinem Beitrag die Situation bzgl. Energieversorgung in Tschechien, die Stimmung pro Kernkraft und die Vorbereitung eines Atommüll-Endlagers mit 360 Hektar Fläche, das die Frage aufkommen lässt, ob hier noch Atommüll aus anderen Ländern importiert und gelagert werden soll. Zum – aus seiner Sicht unrealistischen – Zieldatum einer Inbetriebnahme eines neuen Reaktors 2035/2036. Seiner Einschätzung nach, wird es viel länger dauern und viel teurer werden. Er unterlegt das, mit den Prognosen für die zukünftigen Kosten von Atomstrom in Höhe von 16-18 Cent pro Kilowattstunde im Vergleich zu 2-3 Cent für Photovoltaikstrom, d.h. Atomstrom ist um einen Faktor 7-8 teurer.

„Weiter so, aber doch anders“, das war der Titel des interessanten Impulsvortrages von Prof. (em.) Hans Schnitzer von der TU Graz, bei dem er eine Reihe von Ansatzpunkten zur Ressourcen- und Energieeinsparung aufzeigte und die Notwendigkeit, ein positives Zukunftsszenario zu zeichnen.

Nach einer kurzen Pause startete die Vergabe der österreichischen Solarpreise mit dem Preis für Städte und Gemeinden oder Stadtwerke. Dieser ging an das Biomasseheizwerk Gerlos, das durch den Einsatz einer neuen Absorptions-Wärmepumpe die Effizienz um 25 % steigern konnte. Damit können in Zukunft 3.200 MWh Wärme geliefert und gleichzeitig 4.500 Schüttraummeter Hackschnitzel eingespart werden.

Weitere Preisträger sind die Gsellmann Mischfuttererzeugung GmbH mit der Nutzung von Biomassekraftwerk und Solarenergie, Wienerberger „Green Bricks“ – Ein nachhaltiger Meilenstein in der Ziegelproduktion (Werk Uttendorf), die schwimmende PV-Anlage in Grafenwörth (EVN und ECOWIND), das Anton Paar Technologiezentrum als innovatives und umweltfreundliches Büro- und Laborgebäude der Zukunft, die NÖ Bau- und Siedlungsgenossenschaft und der Verein fahrvergnügen.at mit einer Lösung für Vehicle-to-grid mit CarSharing in Stockerau und Absdorf, das Civiplex Timisoara als ein Bürobau für eine solare Zukunft vom Architekturbüro Reinberg sowie im Bereich Bildung Ausbildung das Projekt „Energy WITH Spirit“ und das Evangelische Realgymnasium Donaustadt (ERG).

Außerdem sind noch zwei Waldviertler Preisträger zu nennen:
Der Preis für lokale oder regionale Vereine als Förderer von Projekten für Erneuerbare Energien ging an die Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Thayaland als Pilotregion der Windkraftbürgerbeteiligung sowie der Preis für Medien und Informationen an die „Windgespräche“, eine zivilgesellschaftliche Initiative von Thomas Göttinger für Bürgerdialoge nach dem Motto: „Gemeinsam für eine aufblühende Region!“

Der Sonderpreis für besonderes persönliches Engagement wurde als abschließende Kategorie vergeben: Er ging an Helga Kromp-Kolb als engagierte Wissenschaftlerin und international anerkannte Klimatologin und Patricia Lorenz für ihren langjährigen engagierten Einsatz für die nationale und internationale Antiatomarbeit.

Eine inhaltliche Beschreibung aller Projekte findet man in der Solarpreisbroschüre auf der Webseite von Eurosolar Austria (www.eurosolar.at).

Die Veranstaltung wurde für die Veröffentlichung auf dem YouTube-Kanal des Waldviertler EnergieStammtisches in deutscher und tschechischer Sprache aufgenommen.

 

Hintergrund:

Der Österreichische und Europäische Solarpreis wird von EUROSOLAR an Gemeinden, kommunale Unternehmen, Privatpersonen, Ingenieure, Architekten, Eigentümer von Anlagen sowie an Organisationen und Journalisten vergeben, die sich um die Nutzung der Sonnenenergie im besonderem Maße verdient gemacht haben und somit neue Anstöße zur Breiteneinführung gegeben haben.

Die Preisvergabe soll das Thema Solarenergienutzung in die breite Öffentlichkeit tragen, Leucht-turm-Solarprojekte und Vorhaben aufzeigen und Energiekonsumenten überzeugen, dass die Nutzung einer abgestimmten Mischung aus Erneuerbaren Energien am besten geeignet ist, den Energiebedarf nachhaltig, umweltfreundlich und kostengünstiger als mit fossilen und atomaren Energien zu decken. Es werden besonders innovative Projekte und Initiativen Erneuerbarer Energien in den Bereichen Photovoltaik, Solarthermie, Wind, Biomasse, Geothermie sowie Mobilität ausgezeichnet.

Der Solarpreis wird zugleich in mehreren europäischen Ländern ausgeschrieben und durch die jeweiligen nationalen EUROSOLAR-Sektionen vergeben. Neben Österreich beteiligen sich Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Schweiz, Spanien, Tschechien, Ukraine und Ungarn. Parallel zur Auswahl der nationalen Solarpreise werden von einer internationalen Jury die Preisträger für den Europäischen Solarpreis ermittelt.

 

Die öffentliche Ausschreibung und Vergabe der Solarpreise erfolgt auf nationaler Ebene jeweils in den Bereichen:

– Städte und Gemeinden oder Stadtwerke;

– Industrielle, kommerzielle oder landwirtschaftliche Betriebe / Unternehmen;

– Lokale und regionale Vereine als Förderer von Projekten für Erneuerbare Energien;

– Solares Bauen;

– Medien;

– Transportsysteme mit Erneuerbaren Energien;

– Bildung und Ausbildung;

– Eine-Welt-Zusammenarbeit;

– Sonderpreis für besonderes persönliches Engagement

Gruppenbild: Preisträger Österreichischer Solarpreis 2024, Vertreter EUROSOLAR ASUTRIA


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